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Ehrenmalteich

Erste Bemühungen um die Errichtung eines neuen, zeitgemässen Krieger-Ehrenmals, das den Bedürfnissen der ehemaligen nationalsozialistischen Machthaber entsprach, waren bereits 1934 von der Dattelner Ortsgruppe der NSDAP ausgegangen, doch vor allem die Lösung der ungeklärten Standortfrage und die Geldbeschaffung führten zu einer Verzögerung des Vorhabens. In den ersten Gespräche war das Gelände am Amtshaus vorgeschlagen, aber dann doch als ungeeignet zurückgewiesen worden,
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weil dort nicht genügend Platz für die traditionellen Massenaufmärsche zur Verfügung stand. Dann war z.B. angeregt worden, das neue Ehrenmal außerhalb des Ortes *ähnliche Ahsens* im damals noch unbebauten Dattelner Berg zu errichten, dies wurde vor allem aus Kostengründen und Schwierigkeiten beim Grunderwerb nicht weiter verfolgt. Schliesslich wurden die Grünanlagen im Tale des 1923 regulierten Mühlenbaches, nicht unweit vom Gebäude des Gymnasiums, als geeigneter Standort ausgewählt. Unter Ausnutzung des früheren Teiches der Rüpingschen Mühle wurde hier ein etwa 8 Morgen grosser Park geschaffen.
Der Platz lag in unmittelbarer Nähe zum alten, geschlossenen Ortskern und bildetet die Verbindung mit dem südlichen Datteln und seinen grossen, bevölkerungsreichen Zechensiedlung Beisenkamp und Dümmer.
Dabei ist das Ehrenmal auf geschichtlichen Boden entstanden. Ehemals stand auf dieser Fläche nämlich das adelige Gut Möcklinghof, das in alten Urkunden bereits im Jahre 1302 unter dem Namen "Mockelinchern" erwähnt wird. Seit Anfang des 15. Jahrhunderts gehörte es den Herren des Hauses Löringhof. Ursprünglich lag das Hofgebäude am Amandusbach (auch Dorfbach genannt) auf dem Gelände an der Hachhausener Strasse, auf dem viele Jahre die Molkerei gestanden hat. Mitte des 16. Jahrhunderts wurde der Hof an den südlichen Rand des Dorfes verlegt. Die Herren von Löringhof hatten nümlich den grossen Mühlenteich ausgegraben lassen, der vom Mühlen- bach gespeist wurde und eine Mühle betrieb. Das Hauptgebäude ist 1899 abgebrannt, die durch Wappenstein 1712 bezeichnete Mühle (seit 1895 von Caspar Rüping bewirtschaftet) blieb erhalten und wurde 1913 grundlegend restauriert. Letzter Eigentümer des Grundstückes war der Graf von Westerholt.
Der Teich selbst und das Gelände wurde im Rahmen von Notstandsarbeiten (Beschäftigung von Arbeitslosen) hergerichtet. Der alle Mühlenteich, der seit der Umstellung der Rüpingschen Mühle auf elektrischen Betrieb (1923) seine ursprüngliche Funktion verloren hatte, war ausgebaggert worden. Die alten Bäume sind als äussere Umrandung stehen geblieben, der Teich wurde mit grünen Böschungen versehen. Die Zeitung lobte vor allem die vorbildlichen gärtnerischen Anlagen, die dem Ehrenmalvorplatz ein anziehendes, Gepräge gaben. (National-Zeitung vom 10.06.1936). Diese ansprechende Gestaltung des Teiches ist im Laufe des vergangenen Jahres wieder hergestellt worden.

Ehrenmalteich Damals wurde der Standort der Ehrenmal-Anlage als Bindeglied zwischen den beiden Dattelner Ortsteilen gewertet, das dazu geeignet sei, manche, früher vorhandenen Gegensätzlichkeiten zwischen Dorf und Kolonie endgültig zu beseitigen. (National-Zeitung vom 23.01.1935) Die dort verlaufende verkehrsreiche Nord-Süd-Achse der Stadt (Castroper Strasse) gewährleistete, dass das Denkmal täglich von vielen Bürgern passiert wurde und sogmit gut und eindrucksvoll zur Geltung kam. Die Grösse der Parkanlage und die Anordnung des Ehrenmals hinter dem schützenden Teich erlaubte zudem bei Veranstaltungen eine räumliche Trennung vom Verkehrslärm, der sich auf die Gedenkfeiern eher störend auswirken konnte.
Um ein künstlerisch ansprechendes Mahnmal zu bekommen, wurde ein Ideenwettbewerb ausgeschrieben, an dem sie sechs Einsender aus dem Vest Recklinghausen mit Entwürfen beteiligten. Als Sieger krönte das Preisgericht am 16. Januar1936 die Rechlinghäuser Architekten Felix Ganteführer und Fritz Hannes. Der Entwurf wurde dann - mit leichten Veränderungen - auch als Grundlage für die entgültige Ausgestaltung des Bauwerkes ausgewählt. Im Oktober 1936 erhielt die Dattelner Baufirma Pulvermacher den Auftrag für die Errichtung des Ehrenmals. Finanziert wurden die Arbeiten durch Spenden der Dattelner Bevölkerung: "Die Arbeiter opferten einen Teil ihres Lohnes, die Beamten- und Lehrerschaft einen Teil ihres Gehaltes, die Gross und Kleinindustrie machte grössere Zuwendungen, die Amtsbeamten stifteten den ganzen Bestand einer privaten Unterstützungskasse, Gliederungen, Organisationen und Vereine opferten aus ihren Kassen oder Erträgen aus Veranstaltungen, Gewerbetreibende und freie Berufe schlossen sich an, so dass in kurzer Zeit die Kosten sichergestellt waren." So pries die National-Zeitung am 03.09.1937 die Spendenfreudigkeit in allen Kreisen der Bevölkerung.

In der gemeinsam von der Bauherrin und den Architekten beim Bauamt eingereichten Bau- beschreibung wird das Bauwerk folgendermassen beschrieben:

"Das Ehrenmal soll an der Adolf-Hitler-Strasse errichtet werden. Es besteht aus einer Gedächtnishalle und einem Ehrenhof mit dem darauf stehenden Denkmalpfeiler. Der Ehrenhof wird zum Wasser hin durch eine Böschungsmauer abgeschlossen. Alles Mauerwerk soll aus Ruhrsandstein errichtet werden. Die Fundierung erfolgt entsprechend der bereits eingereichten statischen Berechnung. Das Pfeilermauerwerk wird hinter der Ruhrsandsteinverblendung in Beton gestampft und zur Verstärkung mit Rundeisenankern versehen. Die Böschungsmauer wird hinter der Bruchsteinverblendung ebenfalls aus Kiesbeton gestampft und mit einem Isolieranstrich von Gondron versehen.

Das Mauerwerk wird gegen aufsteigende Erdfeuchtigkeit mit Isolierpappe geschützt, ebenfall wird unter den Abdeckplatten der Mauern eine Isolierschicht aus Pappe verlegt.

Der Pfeiler wird durch eine Eisenbetonplatte von 15 cm Stärke abgeschlossen und mit Asphalt gedichtet.

Für den Belag des Ehrenhofes ist Rotgrand vorgesehen. Die Tore der Gedächtnisshalle sind in Schmiedeeisen vorgesehen.
"

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Am ursprünglichen Entwurf waren vor allem Änderungen am 16 Meter hohen Turm vorgenommen worden. Zunächst war vorgesehen, den Obelisken in seiner oberen Hälfte zu durchbrechen und als Sympbol dort ein Kreuz anzubringen. Stattdessen war man in den abschliessenden Beratungen zu dem Entschluss gekommen, an der Vorderseite einen Adler mit dem Symbol der nationalsozalistischen Bewegung in den Fängen und auf der Rückseite auf halber Höhe ein Hakenkreuz zu befestigen.

In den dem Bauantrag beigefügten Unterlagen findet sich u.a. die folgende Erläuterung zur Entwurfsidee:

"Es ist der Zweck dieses Ehrenmals, mahnend an den opferfreudigen, kampfbereiten Tod der Gefallenen zu erinnern; aber auch die Herzen zu erheben, dass aus allem Kampf und Sterben ein neues grösseres Deutschland entstanden ist."

Das Ehrenmal sollte also nicht nur eine Stätte der Trauer um die Gefallenen des Ersten Weltkriegs werden, es musste auch der damaligen Zeit Rechnung tragen und aus national- sozialistischer Sicht versinnbildlichen, welchen glorreichen Weg Deutschland über die Opfer des Weltkrieges und die gefallenen Helden der nationalsozialistischen Bewegung hin zu sei- nem Wiederaufstieg, zu seiner erneuten Grösse gegangen war und weiter gehen musste. Dieser Gedanke wurde in der National-Zeitung vom 15.10.1936 mit den folgenden Worten zum Ausdruck gebracht:

"Ausgehend von der Pergola, die in ihrer wuchtigen Gestaltung ausschliesslich den Charakter einer Gedenkhalle für die Toten des Weltkrieges tragen soll, führt die Mauer als Verbindung zu dem Gelände des aufstrebendem Turmes, der den Sinn des Ganzen hervorhebt, das national- sozialistische Deutschland kennzeichnet und durch alle Zeiten an den schweren Weg unseres Vaterlandes bis zu seinem aufwärts gerichteten Streben nach der Errettung durch unseren Führer mahnt. Dieser tiefe Sinn:´Durch Opfer zu neuem Leben´ wird dem Dattelner Ehrenmal ein besonders eindringliches Gepräge verleihen.
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Die schlichte und einfach gehaltene Gedenkhalle wurde mit einem heute noch vorhandenen Eisernen Kreuz 1,60 Meter Durchmesser und einer Gedenktafel mit einem Spruch aus Hitlers "Mein Kampf" geschmückt: "In der Hingabe des einzelnen Lebens für die Existenz der Gemeinschaft liegt die Krönung allen Opfersinns." Die National-Zeitung pries das Dattelner Denkmal und zählte es "sowohl in seiner äusseren Gestaltung als auch in seiner Umrahmung zu den schönsten Gefallenengedenkstätten des ganzen Emscher-Lippe-Landes" (18.08.1937).

Seiner Bestimmung übergeben wurde es im Rahmen einer "eindrucksvollen Einweihungsfeier" am 19.September 1937. Der gesammte Gau Westfalen-Nord blickte auf Datteln. Ein prächtiges Feuerwerk und die nächtliche Beleuchtung des neuen Bauwerks mit fünf Strahlern von je 2000 Watt bildeten den herergreifenden Abschluss eines Festtages, der ansonsten geprägt war von den Aufmärschen der NS-Verbände, von den Reden der NS-Grössen aus Gau und Gemeinde, von den Chören des Dattelner Männergesangsverein "Liederhort" und von einem Kameradschaftsabend im Vestischen Hof.

Die Weiherede hielt Gauleiter Dr. Meyer. Nachdem er an 1914 erinnert, wo Tausende hinaus- geeilt waren, um das Vaterland zu schützen, fand er markige Worte, mit denen er die Opfer, die damals erbracht worden waren, als "nicht vergebens gebracht" bezeichnete:

"Zwei Millionen starben da draussen für uns, aber ihr Geist starb nicht, er stand auf in den Freikorps und in den Sturmabteilungen des Führers. Wieder sanken Hunderte ins Grab, gingen ein in den Horst Wessel Sturm. Und so solle das Mal ein Mahnmal sein, immer bereit zu sein, wenn das Vaterland rufe. Deutschland habe Pläne, es wolle in Ruhe an ihrer Verwirklichung arbeiten.

Der Nationalsozialismus habe wieder ein starkes Geschlecht erzogen, nicht nur, wie der Führer in Nürnberg gesagt habe, für Sonnentage, sondern auch für Sturmzeiten. Das Ehrenmal, auf das alle stolz sein können, die daran mitarbeiteten, soll für alle kommenden Geschlechter eine Mahnung sein, alles für Deutschland zu tun!
" (National-Zeitung vom 20.09.1937).

Wie bei solchen feierlichen Gelegenheiten üblich, wurde der Nationalsozialismus auf dieser Veranstaltung gepriesen und verherrlicht. Der Bevölkerung erschienen solche Gedanken damals eher als Ausdruck einer grossen Aufgabe und Verheissung denn als Gefahr und Bedrohung.

Im Nachhinein können wir diese Worte, in denen sich die Ideen des deutschen Herrenvolkes und des Grossdeutschen Reiches wieder finden, als schicksalhafte Vorboten des kommenden Krieges deuten, mit all seinem Elend und all seiner Not, den Millionen von Toten und Verwundeten, die er über Deutschland und Europa gebracht hat.

Die Entnazifizierung des Ehrenmals

Mehr als 50 Jahre später diente das Ehrenmal weiterhin als Mahnmal, jetzt für die Opfer der beiden Weltkriege. Hier treffen sich am Volkstrauertag die Spitzen von Verwaltung und Rat, die Vertreter von Bundeswehr, Feuerwehr, Schützenvereinen u.a. um vor den Gefahren des Krieges zu warnen.

Zwar wurden die Hoheitszeichen der nationalsozialistischen Bewegung sofort nach Kriegsende von den britischen Besatzungssoldaten entfernt. Das Hakenkreuz auf der Rückseite der Säule wurde abgenommen, das Hakenkreuz in den Fängen des Adlers mit Gewehrkugeln herausgeschossen. Der hoch hängende Adler jedoch bildetete weiterhin jahrelang den Blickpunkt auf der steil in den Himmel aufragenden Bruchsteinsäule des Dattelner Mahnmals; der alte nationalsozialistische Gedenkspruch wurde ebenfalls viele Jahre von niemanden öffentlich beanstandet.

Erst 23 Jahre später, im Zuge der allgemeinen, weitreichenden Erneuerungen des Jahres 1968, bewegte sich in Datteln etwas in Sachen Ehrenmal. Am 12. Juni 1968 beschloss der Rat auf Antrag eines Stadtvertreters, dieses Ehrenmal umzugestalten und von seinem nationalsozialistischen Emblemen endgültig zu befreien: der Adler sollte entfernt und Hitlers Worte auf der grossen Tafel durch einen neuen Text ersetzt werden: "Den Opfern der Kriege und der Gewaltherrschaft zum Gedenken - den Lebenden zum Manung." Eine Jahreszahl wurde bewusst nicht angegeben.

Mitte Oktober war es dann endlich so weit: "Am frühen Mittwochmorgen begann der Abbau des sechs Zentner schweren Erinnerungsstückes aus einer 23 Jahre zurückliegenden Zeit.
Vor der Bruchsteinsäule wurde ein Gerüst aufgebaut, der Adler mit dem Schneidbrenner aus seiner Verankerung gelöst und langsam am Seil eines Flaschenzuges nach unten transportiert. Entsprechend dem Ratsbeschluss wurde der Vogel noch im Laufe des Tages auseinander geschnitten.
" (WAZ, 17.10.1968). Das Kupfer wurde als Altmaterial verkauft.
*nebenbei bemerkt: Durch die Einschusslöcher waren Bienen in den Adler eingedrungen. Der Schwarm, der seinen Stock energisch verteidigte, musste von den Handwerkern zunächst mit Hilfe von Feuer ausgeräuchert werden.
Angelfreunde Kanalstadt Datteln e.V. 2001